Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Projekt „DG 100“ (wir warten immer noch auf die „Neo“ Winglets um im Zuge der Nachrüstung die Flächen komplett neu zu lackieren) und dem abgeschlossenen quasi Neubau des Twin Anhängers, wurde es Montags Abends etwas langweilig…
Ein neues Projekt musste her. Wir überlegten welche Flugzeuge denn noch gut in unsere Flotte passen würden… Ein Dosi mit Wölbklappe wie Janus, oder DG500, oder eine DG300, oder Einsitzer mit Wölbklappe wie Kestrel, LS6, Ventus, PIK20D, ASW20 usw…
Also wurden wieder die Kleinanzeigen nach reparatur- oder überholungsbedürftigen Flugzeugen durchforstet. Zunächst gab es eine DG300, aber mit schon begonnener Reparatur, war aber etwas undurchsichtig und dann schon weg.
Doch dann: PIK20D, seit 2015 nicht mehr geflogen, letztes ARC 2015, inkl. Cobra Anhänger, recht günstig angeboten, laut Anzeige wären ein paar Lackarbeiten an den Rudern zu erledigen. Und nur 2 Stunden Fahrtzeit zum Besichtigen.
Nach genauer Untersuchung ergab sich folgendes Bild:
- Die Substanz war gut, kein größeres Spiel in den Rudern, Leitwerk und Tangentialspiel war praktisch nicht vorhanden
- Der Lack war allerdings in einem sehr schlechten Zustand, großflächig war er bereits vom Laminat abgelöst, vor allem an den Unterseiten von Flügel und Rudern. Aber auch um das Fahrwerk herum löste sich alles vom Rumpf
- Die Schleppkupplung war komplett fest gerostet
- Sonst war aber keine Korrosion an den Metallteilen, auch nicht an verdeckten Stellen, Endoskop Kamera sei Dank, kann man das ja mittlerweile recht leicht kontrollieren.
- Instrumente waren ausgebaut und vorhanden, Funkgerät noch 25kHz Raster
- Die Haube ließ sich sehr schwer schließen, sie wurde offensichtlich nach dem Ausbau der Instrumente nicht verriegelt.
- Die LTA’s waren zwar in der Übersicht als erledigt aufgeführt, jedoch fehlten die Befund- und Arbeitsberichte dazu, die Verstärkung des Seitenruder Lagerbocks und auch die Modifikation des Wasser Ablasssystems waren nicht durchgeführt. Der Handlochdeckel am Rumpf war eine nicht dokumentierte Eigenkonstruktion.
- Der Anhänger hatte an der Unterseite mehrere Löcher im Sandwichboden (unsachgemäße Verwendung von Wagenhebern), wodurch Wasser ins Sandwich eindringen konnte, und sich die Aluminium Platten von Schaumkern lösten.
Fazit : Schade ein schönes Flugzeug so verkommen zu lassen! 2015 war das offensichtlich alles noch in Ordnung….
Wir konnten den Preis noch ordentlich runter Handeln, und schon hing sie in Richtung Blomberg am Haken!
Zuhause angekommen haben wir gleich am nächsten Montag angefangen. Alle Einbauten demontiert, Ruder ausgebaut, Wassersäcke aus den Flügeln gezogen.
Dann kam das Entfernen des Lacks. In großen Bereichen, vor allem am Flügel, ließ er sich mit Japanspachtel und Elektroschaber abblättern, der Rest wurde klassisch geschliffen, Excenter mit 40er Abranet, die Rumpfröhre und die Flügelnase mit der Straaklatte, um die Form zu erhalten.
Da unsere Priorität für den Herbst auf den Flügeln lag, haben wir uns vor allem darauf konzentriert das diese, und der Flügel-Rumpf Übergang fertig wurden. Schließlich sollte noch im Herbst, vor der normalen Winterarbeit, der neue Lack auf dem Flügel sein, so kann er dann über den Winter durchhärten und schrumpfen, besser für das Finish der Oberfläche.
Der Flügel-Rumpf Übergang musste an beiden Seiten angepasst werden, damit später hier kein Versatz entsteht. Dazu haben wir die PIK in der Werkstatt aufgerüstet und mit Epoxidharz und Microballoons verspachtelt. Kurz bevor das Harz richtig hart wird, kann man die Trennstelle mit dem Cuttermesser einschneiden und den Flieger wieder abrüsten.
Nach dem Aushärten musste dann natürlich dieser Spachtel verschliffen werden. Also wieder aufgerüstet, und mit Excenter und Gummi Schleifklotz einen schönen Übergang modelliert. Um auch die Unterseite optimal bearbeiten zu können, haben wir kurzerhand im Rückflug aufgerüstet, schließlich hat die PIK20D ja eine Kunstflug Zulassung!
Sieht man nicht alle Tage…
Vor dem Füller spritzen haben wir dann noch die Bremsklappen richtig eingepasst, gleiche Methode wie beim Flügel-Rumpf Übergang. Zunächst haben wir alle Kanten von dem alten Lack und Spachtelresten befreit, dann die Klappen eingefahren und verriegelt. Da die Auflageflächen der Bremsklappenabdeckung ja später auch Füller und Lack bekommen, haben wir diese mit Klebeband beklebt, also aufgedickt. Sonst würden die Bremsklappen am Ende zu hoch stehen.
Die verriegelten Klappen haben wir dann wieder mit Microballoons abgespachtelt, kurz bevor das Harz dann zu hart wurde mit dem Cutter eingeschnitten und die Klappen ausgefahren. Nach dem Aushärten dann die Klappen wieder verriegelt und alles verschliffen. Zum Füller spritzen haben wir die Bremsklappen dann wieder ausgebaut und das Klebeband an den Auflageflächen entfernt.
So war alles zum Füller spritzen vorbereitet. Nur eine Sache war noch zu erledigen, es gibt für die PIK eine AD welche sich auf mögliche mangelhafte Verklebung des Außen Laminats mit dem Schaumkern bezieht. Da die Durchführung nicht dokumentiert war, haben wir sie am „nackten“ Flügel nochmals durchgeführt, geht ja ohne Lack auch viel besser!
Dann Füller spritzen. Acryl HS Füller aus dem gleichen Lacksystem wie der anschließende Decklack. Die Werkstatt wurde gereinigt, entstaubt und bis auf die Flügel leer geräumt. Beschläge, Wurzelrippe und das Innere der Klappenkästen haben wir abgeklebt, die Flügel dann nur auf dem Holmstummel und dem letzten Scharnier der Flaperons gelagert. So konnten wir sie drehen, und trotzdem konnte die gesamte Oberfläche gefüllert werden.
Nachdem die 4 satten Schichten Füller vollständig ausgehärtet waren, wurden zunächst die Innenkanten der Klappenkästen mit 400er Nasschleifpapier verschliffen, und dann die Bremsklappen wieder eingebaut. Kleine Fehlstellen wie Poren oder Lunker haben wir akribisch gesucht und mit Polyesterspachtel (mit weißer Härterpaste!) geschlossen.
Dann das übliche Prozedere: blauer Kontrolllack (Nitrolack, stark verdünnt) drauf und anschließend mit 400er nass verschliffen bis alles glatt ist. Als Straaklatte haben wir uns Aluminium Fensterprofile genau auf die Bogenlänge vom Schleifpapier zugeschnitten und ergonomisch abgerundet. Eine aufgeklebte Hartgummiauflage bietet dann die Basis für das Schleifpapier. Dieses kleben wir immer mit einer Lage Paketklebeband und einer Lage Doppelseitigem Klebeband auf das Hartgummi. Durch das Paketklebeband kriegt man es dann auch wieder ab!
Geschliffen wird mit viel Wasser, nur mäßigem Druck, immer im Kreuzgang. Die Straaklatte liegt dabei in Spannweitenrichtung und wird dann immer in +/- 45° Richtung bewegt. Auch über die Bremsklappen, die dadurch schön bündig eingeschliffen werden.
Überall wo der Flügel sphärisch gewölbt ist (also in zwei Richtungen gebogen), wie an den Randbögen, oder am angespachtelten Übergang zum Rumpf, wird mit einem weichen, kleineren Klotz geschliffen, je stärker die Wölbung, desto weicher der Klotz.
Nachdem alles geschliffen und getrocknet war, kam die Lackierung vom Decklack dran. Auch dort haben wir wieder besonders auf die Bremsklappen geachtet. So haben wir sie wieder ausgebaut, und als erstes die Innenkanten der Klappenkästen und Bremsklappen lackiert, relativ dünn, so das der Lack gerade deckt.
Nach dem Aushärten wurden dann die Kanten der Klappenkästen mit 600er nass angeschliffen, um später einen guten Verbund zum eigentlichen Lack zu bekommen.
Dann haben wir die Bremsklappen wieder eingebaut und nochmals mit Kontrolllack bündig geschliffen.
Dann kam der eigentliche Lack. Acryl 2k Lack, mit einem Zusatz von 2-3% Weichmacher, RAL 9016, Verkehrsweiß. Alles wurde abgeklebt, die Werkstatt gereinigt und auf Temperatur gebracht. Den gesamten Lack haben wir vorbereitet und bereit gestellt, die Abläufe vorher einmal „trocken“ geübt. Bei einer so großen Fläche muss alles laufen wie am Schnürchen…
Die Flügel haben wir wieder in unserer Halterung drehbar gelagert. Dann alles zwei mal mit Silikonentferner abgerieben. Danach dann die Lackierung, in 4-5 Schichten, zuerst alle Kanten und die Flügelnase, dann die ganze Fläche. Dabei immer wieder gedreht, so das auch Ober- und Unterseite nass in nass lackiert wurden. Beim letzten Spritzgang haben wir die Bremsklappen ein paar Millimeter ausgefahren, damit die Kanten der Klappenkästen noch eine Schicht Lack bekamen.
Der gesamte Lackiervorgang hat über 2 Stunden gedauert!
Es hat sich aber gelohnt:
Nach ein paar Tagen Durchtrocknung haben wir die Flächen über Winter eingelagert, dort warten sie auf ihren finalen Schliff, das Finish. Die Werkstatt wird über den Winter für die normalen Wartungsarbeiten gebraucht, mit unserem Projekt geht es dann im Frühjahr weiter.
Wir werden an dieser Stelle über den Fortgang berichten.